Die Jahreshauptversammlung der KÜKO fand am 28. November im Gasthof Siebenstern in Röslau statt. Die erste Vorsitzende Sabine Gollner gab einen umfassenden Rückblick auf die Jahre 2023 bis 2025 und warf zugleich einen Blick auf das kommende Jahr 2026.

Ein besonders wichtiger Punkt war die Entlastung des Vorstands für das Jahr 2023. Diese hatte im Vorjahr nicht stattfinden können, weil das Jahr steuerlich außerordentlich komplex gewesen war. Hintergrund war der Souvenir Concept Store in Hof, den die KÜKO initiiert und gemeinsam mit über 40 Kleinunternehmen betrieben hatte. Unter den beteiligten Unternehmen befanden sich unter anderem Rohleder, eagle products und bleed clothing. Der Laden beschäftigte mehrere Angestellte und war so erfolgreich, dass die KÜKO seitdem im wirtschaftlichen Bereich umsatzsteuerpflichtig ist. Die umfangreiche steuerliche Aufarbeitung hatte sich beim Steuerberater verzögert. Die Entlastung für 2023 wurde nun nachgeholt und einstimmig beschlossen. Auch für 2024 erfolgte die Entlastung des Vorstands ohne Gegenstimmen.

Die Anwesenden zeigten sich beeindruckt von den Umsatzzahlen, die nicht nur durch den Concept Store entstanden waren. Insgesamt generierte der rein ehrenamtlich geführte Verein in beiden Jahren einen Umsatz von über einer sechsstelligen Summe. Zusätzlich wurden über 30 kleinere und größere Projekte vorgestellt. Besonders hervorzuheben ist die Cross-Innovation-Serie, gefördert vom Bayerischen Wirtschaftsministerium. Sie umfasste die Formate „Brücken Bauen“, „Cross Innovation Kickoff“ und „Cross Innovation“, die Unternehmerinnen und Unternehmer mit Kreativschaffenden zusammenbrachten und neue Formen des gemeinsamen Innovationsdenkens erprobten. Daraus entstand ein Think-Tank-Format, das künftig Unternehmen zur Verfügung stehen soll. Auch die IHK Oberfranken zeigt großes Interesse an diesem Ansatz.

Beispiele erfolgreicher Kooperationen waren das Projekt in Bad Weißenstadt mit Stefan Gesell, der dort die Thermenlandschaft und das Gesundheitsresort aufgebaut hat, sowie das Projekt mit Christian Wedlich, der im Bereich Immobilien, Logistik und neuerdings E-Ladeinfrastruktur tätig ist.

Die Jahreshauptversammlung verlief allerdings nicht in allen Punkten regulär. Für die turnusmäßigen Vorstandswahlen stellten sich keine neuen Kandidaten zur Verfügung. Dies sollte ein bewusst gesetztes Signal an die Mitgliedschaft sein: Obwohl die KÜKO nach außen hin sehr erfolgreich auftritt, fehlt es im Inneren an Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen. Dieser Zustand gefährdet die Zukunft des Vereins. Hinzu kommt, dass Sabine Gollner in Bad Berneck für das Amt der Bürgermeisterin kandidiert und ihre zeitlichen Ressourcen als Vorsitzende daher begrenzt sein werden. Die Neuwahlen wurden auf April oder Mai verschoben; bis dahin führt der aktuelle Vorstand die Geschäfte kommissarisch weiter. Eine aktive Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern hat begonnen.

Zu den weiteren Aktivitäten der Jahre 2023 bis 2025 gehört unter anderem die KÜKO Werkstatt, die erstmals als Veranstaltungsraum für Konzerte, Art Clubs und Events genutzt wurde. Der organisatorische Aufwand war hoch, und es gab keinerlei Förderzuschüsse. Auch die Stadt Bad Berneck beteiligte sich nicht an dieser Struktur. Zusätzliche Kosten durch Miettoiletten, GEMA-Zahlungen und Technik führten dazu, dass die Werkstatt ein Verlustgeschäft wurde. Dennoch leistete KÜKO hier einen wichtigen kulturellen Beitrag für eine Kleinstadt.

Ein besonders erfolgreiches Projekt war die Comic-Initiative mit der jungen Künstlerin Sarah Pfaffenberger. Der Prozess wurde 2023 in Bad Berneck erprobt, wo an einer Schule Workshops stattfanden und anschließend aus den Comiczeichnungen der Kinder eine großformatige Fenstergestaltung am ehemaligen NKD-Gebäude im Maintalcenter umgesetzt wurde. Diese Fassadenkunst bleibt bis zum Abriss des Gebäudes bestehen. Das Projekt wurde 2024 in Bayreuth an der Schule Herzoghöhe wiederholt. Auch hier entstanden Kinderzeichnungen, die zu einer großflächigen Fassadengestaltung an der Galeria Karstadt führten. Die Medien berichten aktuell umfangreich darüber. Sabine Gollner betonte, dass sie mit diesem Projekt eine Kerntätigkeit der KÜKO umsetzen konnte: junge Talente wie Sarah Pfaffenberger zu fördern und ihnen praxisnah zu vermitteln, wie kulturelle Bildung funktioniert.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Jean-Paul-Kunstausstellung, die Anfang 2025 in Bayreuth stattfand und den Auftakt zum Jean-Paul-Jubiläumsjahr bildete. Die Ausstellung zog mehrere tausend Besucherinnen und Besucher an. Mit ihr sowie mit der Fassadengestaltung hat die KÜKO erstmals seit Bestehen Kulturprojekte in Bayreuth selbst realisiert und damit auch die Aufmerksamkeit der neuen Kulturreferentin Eva Bär gewonnen.

Leerstandsprojekte und Raumpionierarbeit: Aufruf zu Baugruppen und gemeinschaftlichem Eigentum

Ein zentraler strategischer Punkt war die zukünftige Ausrichtung der KÜKO im Umgang mit Leerständen. Sabine Gollner betonte, dass kreative Zwischennutzungen seit jeher zu den Kernkompetenzen des Netzwerks gehören – von frühen Projekten wie in Bad Alexandersbad oder im Pappenstil (seit 2013) bis hin zu aktuellen Beispielen wie dem Kleinen Rathaus in Bad Berneck, das die KÜKO derzeit mitnutzt.

Sie erinnerte daran, dass Kreativschaffende häufig Pionierarbeit leisten, die Orte belebt, neue Qualitäten sichtbar macht und später Investoren anzieht, die von dieser Aufwertung profitieren. Um diese Dynamiken künftig selbstbestimmter zu gestalten, rief sie die Mitglieder dazu auf, sich gegenseitig zu motivieren, Baugruppen zu bilden und gemeinschaftlich Gebäude zu erwerben, bevor sie an Spekulanten verkauft werden.

Kreative sollten – so ihr Appell – ihre gesellschaftliche Verantwortung erkennen und ihre Erfahrungen als Raumpioniere strategisch nutzen: Immobilien gemeinsam kaufen, Fördermittel etwa über Wohnraumförderung oder barrierefreie Ertüchtigungen (Lift-Einbau etc.) einwerben, Räume entwickeln und vermieten – oder nach erfolgter Wertsteigerung wieder veräußern. Dieser Impuls soll die Mitglieder ermutigen, aktiv Einfluss auf die regionale Raumentwicklung zu nehmen und den ländlichen Raum dauerhaft mitzugestalten, statt ihn nur temporär zu beleben.

Weitere Zukunftsthemen

Ein wichtiges Zukunftsthema ist die digitale Infrastruktur der KÜKO. Als sich der Verein 2012 gründete, war er einer der ersten Kreativnetzwerke im ländlichen Raum mit einer eigenen digitalen Plattform. Diese entstand auch durch den technischen Vorsprung von Nigel Amson und Sabine Gollner, die aus England digitale Erfahrungen mitbrachten. Die Plattform ist heute in die Jahre gekommen: optisch ansprechend, aber technisch teilweise dysfunktional und dringend erneuerungsbedürftig. Mehrere Förderanträge laufen bereits, unter anderem bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). Die digitale Plattform bleibt eine zentrale Infrastruktur des Vereins – sowohl für die interne Kommunikation als auch für die Außenwirkung.

Im Finanzbericht erläuterte Anselm Peischl die Komplexität der Vereinsfinanzen. In den Jahren 2023 und 2024 wurden mehrere Förderprogramme abgewickelt, darunter in Hof die Innenstadtförderung des Bundesbauministeriums sowie der Entwicklungsfonds Sozio-Kultur, der eine Jubiläumsbuchveröffentlichung und das zehnjährige Jubiläumsfest ermöglichte. Insgesamt liefen Fördermittel im sechsstelligen Bereich über die Vereinskonten. Es existierten vier Bankkonten, deren Verwaltung große Sorgfalt erforderte. Die Kassenprüfer Sandra Schiffel und Roland Schneider beantragten die Entlastung des Vorstands, die von den Anwesenden einstimmig beschlossen wurde. Alle weiteren Beschlüsse erfolgten ebenfalls einstimmig.

Für die Zukunft spielen zwei laufende Förderanträge eine wichtige Rolle: ein Projekt zur Neurodivergenz im Fichtelgebirge, entwickelt mit Netzwerken aus Amberg, Würzburg und Regensburg, sowie ein Projekt zum Thema Gesundheit. Sabine Gollner betonte, dass im Zeitalter rasanten technologischen Wandels – insbesondere angesichts der Debatten rund um künstliche Intelligenz – die menschliche Gesundheit und das seelische Wohl der Gesellschaft, exemplarisch sichtbar an Kreativschaffenden, stärker in den Fokus rücken müssen. Die KÜKO verfügt hier bereits über gute Voraussetzungen, da mehrere Mitglieder Kunst- oder Ergotherapeuten sind, wie Annette Hähnlein aus dem Landkreis Wunsiedel hervorhob.

Weitere Zukunftsperspektiven liegen in internationalen Kontakten, insbesondere nach Osteuropa. Sabine Gollner berichtete von Reisen und Kontakten nach Serbien, in die Türkei, nach Aserbaidschan und andere Länder. Der Verein Focus Europa in Neudrossenfeld bietet zusätzliche Möglichkeiten, innereuropäische Diskurse mitzugestalten. Hier soll künftig stärker vernetzt werden.

Am Ende der Sitzung bedankte sich Sabine Gollner beim Förderverein der KÜKO, der von Dr. Erik Hofmann aus Bayreuth geleitet wird und dessen alleiniger Vereinszweck die Unterstützung der KÜKO ist.

In der abschließenden Diskussion sprachen die Mitglieder weitere Impulse an. Gewünscht wurde, häufiger Ausflüge zu kulturell relevanten Orten zu organisieren. Noch vor Weihnachten soll eine Fahrt nach Chemnitz stattfinden, der Kulturhauptstadt Europas 2025, deren Makerspace kürzlich den Deutschen Tourismuspreis erhielt. Darüber hinaus soll KÜKO geeignete Veranstaltungsorte finden, um regelmäßige Vernetzungstreffen zu ermöglichen. Vorgeschlagen wurde ein quartalsweises Format namens „Über den Berg“, bei dem regionale Gastgeber als Anlaufstellen fungieren.

Kulturbotschafterin Oberfranken und Kulturatlas Bayern

Ein weiterer organisatorischer Punkt betrifft Sabine Gollners Tätigkeit als Kulturbotschafterin Oberfranken, die sie seit Juli 2025 ausübt. Im Auftrag einer Münchner Stiftung arbeitet sie am Kulturatlas Bayern, einem digitalen Infrastrukturprojekt für Kreativschaffende im gesamten Freistaat. Dieses Projekt knüpft eng an den Ursprungsgedanken der KÜKO an: Austausch und Zusammenarbeit zwischen Kleinunternehmen und Selbstständigen zu fördern, große regionale Distanzen — etwa zwischen Selb und Pegnitz oder Kulmbach und Waldsassen — zu überbrücken und digitale Kooperation zu ermöglichen.

Langfristig könnte der Kulturatlas eine verlässliche Infrastruktur bieten und damit viele Vorstände entlasten. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass für die KÜKO ein neuer Vorstand gefunden wird, der diese Strukturen ab 2026 aktiv weiterführt.

 

Nächster Termin ist die Jahreshauptversammlung des Fördervereins KÜKO e.V. am 3.12.2025 um 17 Uhr im Bräustüberl, Schönbrunn.